Die balearische Regenschlacht

Die balearische Regenschlacht

Als ich im letzten Jahr ein Bild der Finisher- Medaille des Ironman 70.3 Mallorca gesehen habe, dachte ich mir, dieses hübsche Blech möchte ich auch haben.

Ein Jahr später, am 07.05.2016, habe ich den Plan dann war gemacht und stand mit ca. 3800 weiteren “Halbverrückten“ bei meiner ersten Mitteldistanz an der Startlinie.

Damit ich mich schon mal an die Hitze und das Meer gewöhne, dachte ich, ist es sinnvoll eine Woche früher anzureisen und sich etwas zu akklimatisieren. Dieses hat die ersten Tage auch gut funktioniert, aber die Wettervorhersage versprach für den Wettkampf nichts Gutes und so kam es dann auch. Wir haben den schlechtesten Tag während unseres gesamten Aufenthalts erwischt- Dauerregen und Kälte von Start bis Ziel.

Das Rennen

Ironman hat erstmals ein neues Startverfahren auf Mallorca angewandt, den sogenannten “Rolling Start“. Dabei müssen sich die Athleten erstmal in die für sie bestimmten Reihen einsortieren, die wiederum nach den ungefähren Schwimmzeiten angeordnet sind. Dieses System ist einerseits sehr gut, da die Athleten entspannter ins Wasser gehen und ihr Tempo schwimmen können und nicht, wegen der sonstigen Prügeleien im Wasser, aus ihrem Rhythmus kommen, andererseits dauert es fasst eine Stunde, bis auch der Letzte im Wasser ist. Was bei Regen und Kälte nicht wirklich angenehm war.

Das Schwimmen selbst war eigentlich ganz okay. Wir mussten ein schmales Carée ca. 900x100m im glasklaren Meer abschwimmen. Nach ca. 700m wurde das Meer unruhiger und dort habe ich meine erste Bekanntschaft mit einer Feuerqualle gemacht. Da habe ich mich ganz schön erschrocken, mir kam sofort das Procedere der Wettkampfbesprechung in den Kopf, wie wir uns verhalten sollen, wenn uns etwas im Wasser passiert. Aber das unangenehme Brennen hat mich dann zum Glück nicht weiter behindert. Insgesamt haben mich die Viehcher dreimal erwischt. Am Ende habe ich für die 1,9 Km über 39min. benötigt, so langsam war ich das letzte halbe Jahr nicht mehr und hätte mir eigentlich 5min. weniger auf der Uhr gewünscht.

In der Wechselzone konnte ich meinen Radbeutel zügig finden. Nur die Suche, eines Plätzchen im Umkleidezelt, war nicht so einfach. Das Wasser stand dort teilweise knöcheltief. Ich habe mir den Neo mitten im Gang in zweiter Reihe ausgezogen. Nachdem ich dann mein Rad geschnappt und die 500m lange Wechselzone hinter mich gebracht habe, hatte ich auch hierfür wieder gemütliche 6min. gebraucht.

Ab jetzt ging dann die Aufholjagd los, schließlich war ich nach dem Schwimmen 1900ter. Es ging ca. 10 km, entlang der Nordküste in das Tramuntana Gebirge. Dort angekommen, ging es dann 25 km lang bergauf, bis auf 600 Meter Höhe. Das Trainingslager im Harz machte sich hier wirklich bezahlt. Denn ich habe an dem Berg einige Plätze gutmachen können. Bergab waren die, durch den Dauerregen, klitschnassen und glatten Serpentinen, nicht leicht zu fahren, hier gab es viele Verletzte. Ich gehörte zum Glück nicht dazu. Insgesamt war ich froh, dass ich nur mein Trikot anhatte, aber an diesem Stück hätte ich gerne einen Wintermantel angehabt. Wenn die Zähne anfangen zu klappern, ist es nicht wirklich warm. Nach der Abfahrt, hatten die Oberschenkel dann auch wieder vernünftig was zu tun und ich bin wieder auf Temperatur gekommen.

Der zweite Wechsel ging dann auch zügiger von statten, mit 3:30 min. war er fast doppelt so schnell, wie der erste. Natürlich muss ich mich hier auch nicht mehr mit dem Neo rumquälen. Beim Schuhe anziehen zog noch mal ein Krampf in den Oberschenkel, der nach einem kurzen Dehnen auch gleich wieder verschwand.

Ich war gespannt, wie sich die ersten Laufmeter nach der 90km langen Radstrecke anfühlen würden und ich muss sagen, viel besser als vermutet. Der Rücken war locker und die Beine leicht, es fühlte sich super an. Der Blick auf die Uhr, dämpfte leider meine gerade neu aufgebaute Motivation wieder, mit einer bisherigen Rennzeit von 3:40 Std. hatte ich keine Chance mehr, mein gewünschtes Ziel, unter 5 Std. zu erreichen. Somit habe ich ab Kilometer 5, wo meine Waden immer heißer und härter wurden entschieden, etwas Pace rauszunehmen und somit einen sich anbahnenden Krampf entgegenzuwirken. Ab jetzt wollte ich die 3 Runden á 7 Km entlang der Strandpromenade von Alcudia einfach nur genießen, naja “genießen“ in Anführungsstrichen ;). Zwischendurch war mir schon zum Anhalten zumute, aber dann dachte ich an die ganzen Trainingstage, die nicht ganz umsonst gewesen sein sollten und biss mich bis zum Schluss durch. Somit erreichte ich die Ziellinie in 5:19:26 Std.

Zeiten und Platzierungen:

Schwimmen: 00:39:55 / 1975

Rad: 02:51:51 / 567

Lauf: 01:38:04 / 444

T1: 00:06:08 T2: 00:03:28

AK: 88 von 417

Gesamt: 444 von 3500

Andreas Dreitz gewann das Rennen zum dritten Mal in Folge und auch bei den Damen gewann die deutsche Laura Philipp. Beide wurden von Sport1 als Rainman und Raingirl bezeichnet. Außerdem schrieben sie: „Jeder Finisher der Regenschlacht ist hiermit für den Oscar nominiert…“ Das war wirklich passend.

Ganz vielen lieben DANK auch an meine Begleiter Astrid, Martin und Wiebke. Das war eine schöne Zeit mit Euch auf der Insel.

Euer Rene Janke