Gesine Rösner für Sportlerwahl des Jahres nominiert

Von „peinlich“ ist keine Rede mehr

SCHWARME · Den Kindern von Gesine Rösner war es vor elf Jahren regelrecht peinlich. Ihre Mutter, heute 50 Jahre alt, hatte gerade der Zigarette abgeschworen und feierte eine späte Triathlon-Premiere. „Die haben sich gefragt, wie Mama bloß ins Ziel kommen soll“, erinnert sich die Schwarmerin. Am Ende rieben sich die Zuschauer aus der eigenen Familie die Augen.

Die Anfängerin wurde auf Anhieb Zweite und startete eine Amateur-Karriere, die sie zu DM-Titeln und bis in die Nationalmannschaft führte. Dabei sticht das Jahr 2011 heraus. Mit dem Tri Team Schwarme landete Rösner auf Rang drei der Regionalliga. Ihren persönlichen Triumph feierte die 50-Jährige in Düsseldorf: Deutsche Meisterin in der Altersklasse TW 50 über die olympische Distanz – 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen. Das alles in exakt 2:25:06 Stunden.

450 Triathleten waren an den Start gegangen. „Ich messe mich immer noch gerne“, sagt Rösner, „und die DM ist für alle erreichbar. Man trifft auf starke Konkurrenz.“ Der Grund dafür ist für Rösner klar: „Viele Frauen fangen wieder mit dem Sport an, weil die Kinder aus dem Haus sind. Andere definieren sich neu über den Sport.“

Auf den Punkt fit sein müssen alle Teilnehmerinnen. Und gute Nerven sind gefragt, vor allem in Düsseldorf. „Die Strecke ist mit anderen Läufen nicht zu vergleichen – sehr publikumsfreundlich, aber für die Athleten ab und an gefährlich. Auf der Radstrecke gab es viele Stürze.“ Hinzu kam das Gedränge am Start: „Das war ein Gekloppe beim Schwimmen. Ich wollte schon aufgeben. Aber dann kam das Mentale . . .“ Das große Plus von Rösner neben dem Laufen.

Willensstark zum Meistertitel – das war Gesine Rösner 2011 nach elf Jahren im Triathlon-Sport. „Je älter man wird, desto mehr Muskulatur muss man trainieren. Aber vor allem muss man sich den Spaß bewahren“, sagt sie. Und so klingt Rösners Saisonfazit nur logisch: „Total anstrengend, aber total toll.“

Gesine ist erst spät zum Triathlon gekommen, ist dafür jetzt aber umso erfolgreicher.

So darf‘s weitergehen im Jahr 2012. Obwohl Anfragen aus der 2. Bundesliga eingingen, hielten die Frauen des Tri Teams Schwarme dem Verein die Treue. Der Aufstieg ist das Ziel – auch wenn die Athleten eine Klasse höher „teilweise wie die Zecken am Start nebeneinander stehen und sich gegenseitig nichts gönnen“, plaudert Rösner aus ihrem Erfahrungsschatz. Trotzdem will es die 50-Jährige nochmal wissen. Jetzt mit Tochter Maren (23), die das Team verstärkt. „Vor Jahren gab es mal einen Anflug von Konkurrenz zwischen uns. Aber das haben wir gemeistert“, freut sich Rösner, die für 2012 wieder mehr regionale Starts anstrebt – den letzten gab es beim Silbersee-Triathlon in Stuhr, wo Rösner erst auf der letzten Laufrunde von der 16 Jahre jüngeren Sandra Ehlers aus Weyhe auf den dritten Platz gedrängt wurde.

Noch jünger sind die Triathleten, um die sich Rösner künftig vermehrt kümmern will. Sie hat seit dem vergangenen Jahr die Trainer-A-Lizenz in der Tasche. „Ich darf jetzt Olympia-Sieger produzieren“, sagt Rösner. Scheint ganz so, als sollten sich in Zukunft noch ganz andere Leute die Augen reiben als nur die eigene Familie. · ahe