Mein erster (Mitteldistanz)Triathlon

Gerne hätte ich mit Hannah beim Ironman in Frankfurt zugeschaut, aber die Anreise aus dem Urlaub war etwas zu aufwändig. Also haben wir uns spontan entschlossen alternativ beim Berlin XL-Triathlon von Thorsten Schwarz anzureisen. Nach Sichtung der Schlechtwetterlektüre in Form einiger alter Triathlon Zeitschriften von Hannah formte sich der Gedanke vielleicht auch einmal selber teilzunehmen. Da die XL Version für mich wohl eher im Bereich Selbstmord anzusiedeln ist und nur noch die Mitteldistanz angeboten wurde fiel die Teilnahme erst einmal aus. Nach einiger Zeit ertappte ich mich dabei die einzelnen Disziplinen gedanklich abzuwägen und zeitlich zu addieren. Als Vorbereitung wurde in der Schlei bei 16° C Wassertemperatur ein wenig Strecke geübt (Hannah hatte besser geplant und einen Neoprenanzug dabei) und ab und zu bei Regen gelaufen.

Vollkommen unterschätzt habe ich dann in Bremen die explosionsartige Verbreitung durch Mundpropaganda und Medien. Der zu Anfang noch etwas vorsichtig formulierte Gedanke wurde natürlich sofort publik und zwischen den vielen gut gemeinten, ironischen und witzigen Tipps gab es nun eigentlich kein richtiges Zurück mehr. Teilweise erfolgten auch berechtigte Warnhinweise. Also eine Entscheidung gefällt und mit dem Focus „Ankommen“ angemeldet. Die verbleibenden 2,5 Wochen konnten nun noch für kleine Trainingseinheiten genutzt werden.

Die Gruppe bestehend aus unserem Schwimmtrainer Wulf, sowie Thorsten mit Monika und Hannah ist dann zeitversetzt nach Berlin zum Müggelsee angereist. Die Stimmung geprägt durch das Wetter und die Hotellage am Müggelsee hatte einfach Urlaubscharakter und wir haben den Sonnabend vor dem Triathlon genossen. Bei einer Probefahrt von 40 Km durch die Müggelberge stellte sich das Höhenprofil zwar etwas anders dar als erwartet aber alles schien machbar.

Während der abendlichen Pasta-Party folgte dann die Abgabe der Räder in der Wechselzone und für mich die erste Ausbildung. Zuerst sprach mich ein Teilnehmer auf die Taktik an die sich hinter meiner Radanordnung verbirgt, oder ob mein Rad vielleicht nur verkehrt herum steht? (Nett formuliert, .. Rad gedreht) Über die Befestigungsmöglichkeiten von Energieriegeln, Täschchen, Fläschchen etc. kann man bestimmt Bücher schreiben. Da wird der Mann zum Kind. Meine Befestigung via Klettverschluss hat sich später natürlich schon auf den ersten Metern gelöst und ich habe die Tüte einfach vor die Brust in den Anzug gesteckt. Bezüglich der Schokolode ist dies einfach suboptimal. Ansonsten bereitet sich scheinbar jeder mit einem eigenen System vor. Ich werde an einem neuen Konzept arbeiten.

Nach dem Einchecken der Räder früh ins Bett um den Start von Thorsten nicht zu verpassen. Die XL Distanz startete zwei Stunden vorher um 7 Uhr.

Trotz erstaunlich guter Nachtruhe stellte sich nun doch langsam etwas Nervosität ein und ich spazierte im Morgengrauen zum Müggelsee. Zwischenzeitlich war auch Wulf zusammen mit Michael eingetroffen. Während ich den Abstand der Bojen skeptisch musterte strahlte Wulf wie immer seinen  beruhigenden Optimismus aus. Mein Vorhaben bei 22 °C Wassertemperatur ohne Neo zu starten wurde nur  mit einem Blick der „Selbst Schuld“ signalisierte kommentiert und ich ging nach dem Start von Thorsten zurück zum Hotel  um zu frühstücken. Nach einigen Bemerkungen der nun anwesenden Damen und einer der Empfehlung angepassten Mengenreduktion auf zwei Brötchen, erfolgte die Rückkehr zum See wo sich zwischenzeitlich die ersten Teilnehmer zum Wasserstart formierten. Nach einem kurzen einschwimmen formierten sich die ca. 300 Teilnehmer im Wasser.  Entgegen der Schilderung anderer Teilnehmer war der Start relativ unspektakulär. Kollisionen hielten sich auch durch meinem instabilen Kurs und dem Tempo in Grenzen. Beim Verlassen des Wassers hatte sich der Optimismus des Trainers trotz Hypnose seiner telefonischen Stoppuhr im Handy etwas gelegt. Der Neoprenanzug wäre eine bessere Wahl gewesen und hätte Kraft und Zeit gespart. Die 300 m zur Wechselzone waren nun schnell zurückgelegt und der Wechsel zum Rad erfolgte problemlos, zumal sich die Anzahl der Kontrahenten nun in Grenzen hielt.

Bedingt durch den Verzicht auf Radschuhe („ … der fährt in Turnschuhen“) ließ sich das Rad relativ schnell zur Startlinie schieben aber ein vorzeitiges übermotiviertes Aufsteigen kurz vor der Linie führte zu einer kurzen Ehrenrunde.

Beim Radfahren ging die Zeit besser vorbei als beim Schwimmen und ich konnte noch einige Fahrer überholen und etwas Zeit retten. Durch die relativ große Strecke zwischen den Dörfern hielt sich die Begegnung untereinander in Grenzen. Der Kurs war gesichert, aber der gut organisierte Wettkampf erfolgt bei laufendem Verkehr und erfordert teilweise etwas Zurückhaltung.

Nach fast drei stündigem Radfahren habe ich mich kurzfristig auf das Laufen gefreut. Da ich diesen Wechsel bisher nie geübt hatte bin ich hier bewusst vorsichtig gestartet. Die ersten Kilometer waren etwas wackelig aber ich konnte den Halbmarathon langsam, aber einigermaßen entspannt beenden. Die letzte Runde wurde ich von einer Teilnehmerin begleitet die ebenfalls nie einen Triathlon absolviert hatte. Durch die Unterhaltung sind die letzten Meter gut vergangen und gemeinsam hüpften wir über die Ziellinie.

Mit der Zeit von  knapp unter 6 Stunden bin ich für den Anfang zufrieden. Die Gedanken unterwegs an Thorsten der die doppelte Distanz zurücklegen musste haben den Druck schon etwas reduziert. Vor dieser Leistung ziehe ich den Hut.

Auch wenn ich meinen Trainingszustand einigermaßen realistisch eingeschätzt hatte war ich durch die neuen Abläufe extrem gefordert. Viele zusätzlichen Faktoren wie die notwendige Verpflegung unterwegs, der Flaschentausch oder auch das Trinken und Essen während der Fahrt etc. wollen gelernt sein.

Die Veranstaltung in Berlin am Müggelsee ist mit Frankfurt bestimmt nicht zu vergleichen. Die Zuschauer halten sich in Grenzen, aber alles ist (aus meiner Sicht) gut organisiert und die Landschaft ist sehr reizvoll.

Vielen Dank an allen Beteiligten die mich so toll unterstützt haben. Im nächsten Jahr mit Neopren und ohne Turnschuhe.

Platz 219 von 303  Gesamt 5:59:12

0:49:11(280) Schwimmen(1,9km)            3:01:37(187) Rad (93,2km)          2:08:24(204) Laufen (21km)

Jan Greune