Der RIESLINGMAN! Geschafft… und er klingt harmloser als es war!

(von Julia Rieck)

Es sollte eigentlich in Vorbereitung auf meinen ersten Ironman ein Trainingswettkampf her: nach Durchforsten des Triathlon-Terminkalenders, stieß ich nach einiger Suche auf die Rieslingman.de-Seite und meldete mich an.
Irgendwann kam ich dann auf die Idee, mir die Radstrecke anzusehen und fiel fast vom Glauben ab… nur hoooooooch und runter! Na super, das war eigentlich nicht der Plan, aber Abmelden kam auch nicht in Frage. Nach Abfahren der Radstrecke durch Weinberge und hoch zum Presberg war klar: Ein schwierigeres Höhenprofil auf einer Olympischen Disziplin hatte ich noch nicht absolviert.
Um 6 Uhr heute Morgen klingelte der Wecker. Los ging es nach Rüdesheim. Startunterlagen abgeholt, Rad eingecheckt… ich war zu müde um zu schnallen, was hier eigentlich passierte und ich hatte auch ein mulmiges Gefühl bezüglich der Radstrecke. Die Regenwolken und den Wind versuchte ich zu ignorieren.

Die Schwimmstrecke war im Rüdesheimer Hafen. Durch große Bojen gekennzeichnet konnte man die Strecke erahnen. Wettkampfbesprechung, rein in den Neo und schon standen wir auf dem Steg. Die Wassertemperatur war mit 20 Grad höher als die Außentemperatur.
Auf dem Steg zum Einstieg wurde ich nicht gerade dezent darauf hingewiesen, dass ich, wenn ich so starte, kurz vor der Disqualifikation stehe. Eine großes Fragezeichen in meinen Gesicht?! Der Grund: Ich hatte Kompressionsstulpen an. Ich hatte diese neue Regelung nicht auf dem Zettel… Glück gehabt. Kompressionsbekleidung ist wohl komplett unter Kniehöhe im Wasser verboten!

Startschuss!!! Die Schwimmstrecke war durch die vielen Gruppen recht angenehm leer. Ich schwamm gut durch, leider leichte Zickzack-Linien, dennoch kam ich nach 19 Min. (die Strecke war kürzer) gut wieder aus dem Wasser!

Kurzes Wechseln… dann ging es auf die befürchtete Radstrecke. Das Zeitfahrrad hätte man gut durch ein Mountainbike tauschen können. Nach 2 km kamen schon die ersten Anstiege. Durch Weinberge, kleine Wohnviertel… mein Puls purzelte hoch und runter. Der Asphalt war an vielen Stellen sehr demoliert… Schlaglöcher, Kantsteine und Regenabflussgitter verhinderten ein rundes Fahren. Nach 5 km ging es schließlich auf einer Hauptstraße hoch zum Presberg. Leider blieb der Regen nicht ganz aus!

Oben angekommen konnte man nicht lange Durchatmen. Ich erhaschte einen traumhaften Ausblick auf das Wispertal. Drei Kurven später war für so was keine Zeit mehr. Ein Helfer wies auf das Runterschalten der Gänge hin und nun wusste ich auch warum: es bäumte sich ein 18%iger Anstieg vor mir auf. Von diesem Teil wusste ich nichts und war so geschockt, dass ich nicht mal auf dem kleinsten Gang hochfuhr. Das ging nur im Stehen… keine Frage! Wer das Runterschalten nicht mehr früh genug mitbekommen hatte, musste runter vom Rad. Keine Chance! Eine Frau vor mir schob die 500 m ihr Rad bergauf. Mich trieb die Angst umzufallen an die Spitze: geschafft.

Dann ging es bergab und nach ein paar knackigen, fiesen Hügeln wieder nach Rüdesheim. Nach 1 Std. 30 min und mit großen Sorgen, dass nach dieser polterigen Hoch-und Runterfahrt mein Rad einen Schaden genommen hatte, kam ich in der Wechselzone an.
Es folgte eine eher einfache Laufstrecke. 4 Runden à 2,5 km. Es wurden von allen Seiten alle Teilnehmer angefeuert. Eine tolle Stimmung. Und man vergaß schnell, dass man grad einige Höhenmeter (ich glaube um 750/800) in den Beinen hatte. Ich fand einen guten Lauf-Rhytmus und nach 48 min und einer Endzeit von 2 Std. 38 kam ich ins Ziel.

Euphorisch und ein wenig erschöpft. Es hat einfach viel Spaß gemacht. Toller Wettkampf!!!

Und dann kam noch die Krönung: Ich hatte einen Podestplatz erreicht! Platz 2 meiner AK und Platz 4 Gesamt! 🙂

Und so hat der Wettkampf seinem Namen alle Ehre gemacht: Neben der Medaille gab es einen Riesling!